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Peter Sinapius

Die Rhetorik der Faschisten

In der aktuellen Diskussion über ein AfD-Verbot geht es vor allem um die Verwendung von faschistischer Rhetorik. Um zu verstehen, wie die extremen Rechten heute sprachlich Grenzen zu verschieben suchen, lohnt es sich einen Blick auf diese Rhetorik zu werfen. Der von den Rechtsextremisten gekaperte Begriff „Remigration“ dient der Verschleierung faschistischer Praktiken.

Er stammt ursprünglich aus den Sozialwissenschaften und ist inzwischen zum Unwort des Jahres gewählt worden. Die Verwendung von wissenschaftlichen Begriffen und ihre Übertragung in sachferne Kontexte war schon unter den Nationalsozialisten eine Methode, diskriminierenden und rassistischen Praktiken einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Ein beliebtes Mittel der Bedeutungsverschiebung war dabei die Metapher.

Die Metapher fand vor allem in einer Verschränkung von biologischen und politischen Begriffen ihren Ausdruck. Einer der prominentesten Metaphern war der Begriff »Volkskörper«, der biologische Begriffe auf soziologische Themen verschiebt. Er wird heute noch von Vertretern der AfD gebraucht, um eine naturgegebene Homogenität der deutschen Kultur zu suggerieren, die gegen fremde Kulturen geschützt werden müsse.

Die Metapher vom »Volkskörper« überträgt einerseits mit den mit ihr einhergehenden Begrifflichkeiten wie »Organismus«, »Zellen« oder »Leib« biologische Termini auf die Gesellschaft, mit Begriffen wie »Blut« und »Rasse« wurden im Nationalsozialismus biologische Begriffe zur sozialen Diskriminierung genutzt. Auf diese Weise konnten soziale und rechtliche Maßnahmen eine aus der Medizin oder Biologie abgeleitete Begründung finden, durch die sie als notwendig für die »Gesunderhaltung des Volkskörpers« dargestellt wurden.

Der »Volkskörper« wurde unter den Nationalsozialisten disziplinübergreifend zu einem Begriff, der nicht nur in der Bevölkerungswissenschaft, sondern auch im Rechtswesen, der Politik, der Moral und der Medizin genutzt wurde, um einen einheitlichen Plot zu etablieren, der ihren Terror zum Naturgesetz erheben sollte. Das Bedrohungspotenzial einer Krankheit wurde als »Wuchern«, »Zersetzen«, »Aussaugen« auf Themen wie »Bolschewisten«, das »Judentum«, »Asoziale« und Homosexualität übertragen. Seine Bestandteile waren Begriffe wie »Organismus«, der von »Zersetzung« bedroht sei, »Volksschädlinge«, die ihn befallen, »Parasiten«, »Bakterien«, »Schmarotzern«, die es zu vernichten und auszumerzen galt oder »Geschwulste«, die man entfernen müsse.

Umdeutungen und Bedeutungsverschiebungen sind auch heute für die extreme Rechte die Mittel, um die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und sprachlich einen Plot zu etablieren, der diskriminierenden und rassistischen Praktiken den Weg bereitet. Dazu kopieren sie nicht einfach das Vokabular der Nationalsozialisten, sie kopieren ihren Sprachstil.



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