Man muss ja mit Metaphern vorsichtig sein. Bei dieser aber dachte ich: „Klar! Den Rechtsextremismus kann man ohne Weiteres mit der massiven Verbreitung der Kartoffel-Rose in Norddeutschland vergleichen!“ Klingt verrückt, oder?
Bis vor einer Woche kannte ich die Geschichte dieser Rose noch nicht. Dann aber stand ich auf Sylt vor dieser Pflanze, die als Kartoffel-Rose (rosa rugosa) oder als Japan-Rose oder auch als Sylter Rose bekannt ist. Oder eben als „Adolf-Hitler-Rose“, eine invasive Pflanzenart, die sich an der Nordseeküste und auf Sylt immer mehr ausbreitet und das heimische Ökosystem bedroht.
„Adolf-Hitler Rose“ klingt so, als wäre die Pflanze zu Ehren Adolf Hitlers so genannt worden. Ist sie aber nicht. Im zweiten Weltkrieg wurden mit dieser Rose vorzugsweise deutsche Bunker bepflanzt, da sie sich besonders schnell ausbreitete und so imstande war, die Bunker zu tarnen. Im Volksmund wurde sie deswegen „Adolf-Hitler-Rose“ genannt. Ihr wissenschaftlicher Name ist das nicht.
Dummerweise konnten diejenigen, die von der Bunkerbepflanzung wussten, die Bunker schnell identifizieren, da die Rosen besonders üppig blühten. Merken Sie die Metapher?
Das Problem ist allerdings: Hat sich diese Rose erst einmal angesiedelt, verdrängt sie andere Pflanzenarten, auf die das Ökosystem angewiesen ist. Sie zerstört aggressiv die Biodiversität. Um das zu verhindern, müsste sie komplett ausgewurzelt werden, da selbst Spross- oder Wurzelreste immer wieder neu austreiben.
Als ich das las, dachte ich: Ja, diese Spross- und Wurzelreste hat es nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur bei dieser Rose gegeben. Die Faschisten haben ihr Saatgut bis in die Gegenwart gerettet.
So, wie die Ausbreitung der Kartoffel-Rose für den Naturschutz ein gewaltiges Problem ist, ist es die Ausbreitung rechtsextremistischer Ideologeme in der demokratischen Debatte: Die „Adolf-Hitler-Rose“ wird man nur dann wieder los, wenn man sie mit Stumpf und Stil beseitigt.
Das ist aber gar nicht so einfach. Der Rechtsextremismus tarnt seine eigentlichen Absichten hinter einer Erzählung, wie die Nationalsozialisten die Bunker hinter der Kartoffel-Rose. Diese Erzählung ist offenbar imstande, im „gesunden Volksempfinden“ Wurzeln zu schlagen. Dann blüht sie wie jene Rose und findet sogar Eingang in die Programme demokratischer Parteien. Die übernehmen dann einfach ihre Narrative und sorgen dafür, dass sie sich verbreitet.
Und da liegt das Problem. In den aktuellen Debatten — egal ob es um das Verfassungsgericht oder die Migrationspolitik geht — liefern Merz, Söder und Co dem Rechtsextremismus den Nährboden, den er braucht, um sich ungehindert auszubreiten.
Den aber muss man ihm entziehen.