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Wolken sind keine Steine, die für die Ewigkeit gemacht sind. Steinen ist egal, ob es stürmt oder regnet oder die Sonne scheint. Sie scheren sich nicht um das, was um sie herum passiert. Wolken sind flüchtig und luftig. Sie passen sich an ihre Umgebung an und sind in einem ständigen Austausch mit ihr. Das stimmt nicht nur für die Wolken am Himmel, das gilt auch für jene auf der Leinwand oder dem Zeichenpapier.
In der Geschichte der Kunst galten Wolken lange Zeit als „unmalbar“. Wer es trotzdem macht, hält sich im Unbestimmten auf und versucht das Unbestimmte in etwas Bestimmtes zu überführen. Er versucht aus dem Flüchtigen etwas Bleibendes zu machen. Wenn es ihm gelingt, ist das Bleibende etwas Flüchtiges. Wer daher Wolken zu Papier bringen will oder sich graphische Darstellungen von Wolken ansieht, hält sich in einem Paradoxon auf.
Die Wolken, die in den hier versammelten Grafiken zu sehen sind, gibt es nur am Himmel oder in dem Kopf der*s Betrachter*in. Auf dem Zeichenpapier lösen sie sich auf in Striche, Flächen, Schattierungen, Verdichtungen, Brüche oder Übergänge. Wer sich die Grafiken anschaut, bewegt sich in einem Antagonismus von Medium und Botschaft. Sobald die Wolken in den Vordergrund der Wahrnehmung treten, verschwindet das Medium aus dem Bewusstsein und sobald das Medium in den Vordergrund tritt, verschwindet seine Bedeutung. Die Wahrnehmung wird an jene Stelle geführt, an denen Bedeutungen entstehen und gleichzeitig in Frage gestellt werden. Wenn wir sagen: „Das ist eine Wolke“ verfehlen wir das Ungefähre und Flüchtige, das sich in der Grafik in einer Ansammlung von Strichen und Schattierungen verwirklicht und das eine Wolke ausmacht. Ohne die Wolke aber mit einem Begriff zu bezeichnen, der das Unbestimmte in etwas Bestimmtes überführt, würden wir selber im Ungefähren und Flüchtigen untergehen. Das ist die Geburtsstunde des blinden Flecks.
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