Past

DAS VERSCHWINDEN DER VERGANGENHEIT AUS DER ZEIT
Mit den Fotos, die wir in unseren Alben sammeln oder in unseren Dateien verwalten, wollen wir unsere Vergangenheit erinnern. Die Fotos geben aber nicht die Wirklichkeit wieder, sondern nur den Blick derjenigen, deren Auge hinter der Kamera war. Fotos vergegenwärtigen nicht die Vergangenheit. Sie treten lediglich an ihre Stelle.
Bilder aus meiner Kindheit sind so etwas. Wenn ich über ein Foto, auf dem ich als Kind abgebildet bin, sage: „Das bin ich!“, ist nicht das vergangene Ich gegenwärtig, sondern nur das Ich desjenigen, der Jahrzehnte später dazu sagt: „Das bin ich!“ Das vergangene „Ich“ hat keinen Ort und keine Zeit. Wer sich anhand von Bildern mit seiner Biografie beschäftigt, befindet sich im Nirgendwo. Fotos bringen die Vergangenheit nicht zurück. Die Vergangenheit verschwindet mit ihnen aus der Zeit.
Die hier vorliegenden Grafiken dokumentieren keine Vergangenheit, sie bringen sie buchstäblich zum Verschwinden. Sie beschäftigen sich nicht mit dem, was einmal gewesen ist, sondern lediglich mit den Schatten dessen, was wir auf unseren Fotos dokumentieren.
Wer umgekehrt Bilder und Geschichten aus seinem Leben macht, ist in der Lage, das was war, in eine Erzählung einzugliedern. In Hannah Arendts Worten: „Wer es unternimmt, zu sagen, was ist, kann nicht umhin, eine Geschichte zu erzählen, und in dieser Geschichte verlieren die Fakten bereits ihre ursprüngliche Beliebigkeit und erlangen eine Bedeutung, die menschlich sinnvoll ist.“

Das Album

Graphit auf Büttenkarton, jeweils 61x46 cm bzw. 46x61cm, 2024

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