Bin ich ein Terrorist?

Ich bin ein bißchen durcheinander: Wer ist eigentlich ein Faschist? Wer ist ein Extremist oder Terrorist? Naja, könnte man denken: Ein Faschist ist halt jemand, der faschistische Überzeugungen vertritt, ein Extremist vertritt extremistische und ein Terrorist verbreitet Terror.

Jetzt wird die Antifa in den USA und nachfolgend wahrscheinlich auch in Ungarn und in den Niederlanden zur Terrororganisation erklärt.

Das Absurde ist, dass eine Bewegung als terroristisch und demokratiefeindlich eingestuft wird, die gegen staatlichen Terror kämpft und die Demokratie verteidigen will.

Die Methode, die dahintersteckt, ist die der „autoritären Bilder“. So nennt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich eine besondere Form von Ikonoklasmus, durch den mit Bildern Macht ausgeübt wird.

Eine Variante ist dabei die Bedeutungsumkehr. Das originale Bild wird so lange mit konträren Inhalten und Funktionen überschrieben, bis es seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat. Aus denjenigen, die die Antifa verkörpern, werden Terroristen gemacht und aus denjenigen, die staatlichen Terror ausüben, Verteidiger der Freiheit.

Jüngstes Beispiel, das Wolfgang Ullrich auf seinem Instagram-Kanal anführt, ist ein ikonisches Obama-HOPE-Porträt von Shepard Fairey, das auf den Instagram- und X-Accounts der US-Regierung aufgetaucht ist — allerdings in Gestalt von Fahndungsbildern, die vermeintlich kriminelle Ausländer zeigen sollen.

Auf Anfrage, warum diese Ausländer im Stil von Faireys Obama-Plakat abgebildet würden, teilte eine Sprecherin des Weißen Hauses mit, die demokratische Partei sei die Partei der Kriminellen, die all die illegalen Migranten ins Land gelassen habe („These posters showcase that the modern Democrat Party is the party of rioters and criminal illegal aliens”).

Die eigentliche Absicht hinter diesem Manöver ist, dass fortan auch das HOPE-Poster von Obama wie ein Fahndungsbild rezipiert wird: als Bild, das einen Verbrecher zeigt. Dazu passend zirkulieren in MAGA-Accounts zahllose Videos, die eine angebliche Verhaftung Obamas und ihn in Handschellen zeigen. Donald Trump will so die Ikone seines Vorgängers zerstören.

Das Ganze ist ein Lehrstück für die Rhetorik, mit der die Rechtsextremisten ihre Gegner aus dem Feld räumen wollen: Das, was die Antifaschisten sagen, wofür sie kämpfen und was sie verkörpern, wird solange mit einer komplementären Bedeutung aufgeladen, bis es von allen als terroristisch gelesen werden kann. Das ist nicht nur in den USA so. Das machen die Rechten hierzulande genauso.

Die Methode ist eigentlich nicht neu. So haben schon die N*zis ihre Gegner zu „Kriminellen“, „Asozialen“ und „Volksschädlingen“ gemacht.

Dagegen gab es allerdings eine Bewegung. Die nannte sich Antifa.

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