Joshua Kimmich hat die Umfrage des WDR über Diversität im Fußball als „absolut kontraproduktiv“ bezeichnet. Finde ich auch. Das Ergebnis der Umfrage ist es umso mehr. 21% der Befragten fanden es besser, wenn mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielen.
Rassismus ist eine Realität in Deutschland. Selbst Friedrich Merz hat das erkannt und versteht die Europawahl als ein Warnsignal an uns alle — jetzt würde ich gerne schreiben: „..den Rassismus in Deutschland zu stoppen!“, Merz sagt aber: — die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge auf unter 100.000 im Jahr zu senken.
Wo verläuft also die Brandmauer? Nicht zwischen der CDU und den Rechtsextremisten, sondern zwischen der CDU und zu viel Migrant*innen? Ich frage mich inzwischen, was die CDU unter einer „Brandmauer nach rechts“ versteht. Ist die Mauer ein Schwamm, der alles aufsagt, was von rechts außen kommt? Oder wird sie durch das „breite Kreuz“ des Parteivorsitzenden verkörpert?
Verschiebt sich die Mauer da, wo die erneute EU-Präsidentschaft von Ursula von der Leyen zur Entscheidung ansteht? Stimmt die Prognose von Alice Weidel, dass die Union, wenn es hart auf hart kommt, keine Brandmauern mehr kennt? Sind Brandmauern taktische Spielchen, die man hochzieht und abbaut, je nach dem, wie die politischen Konstellationen sind?
Und dann lese ich, dass diejenigen, die als Brandmauer gegen die Rechtsextremisten auf die Straße gegangen sind, jetzt auf die A*D-Wähler zugehen sollten. Weil nicht alle, die A*D gewählt haben, N*zis seien. Man müsse „einen konservativeren Kurs einschlagen“. Man müsse die A*D-Wähler da abholen, wo sie sind.
Muss man das?
Muss man nicht!
Dieses Abholen und Händereichen hat es schon einmal gegeben. Zur Erinnerung: 1933 begründet der Vorsitzende des Zentrums Kaas die Zustimmung seiner Partei zum Ermächtigungsgesetz mit den Worten: „Im Angesicht der brennenden Not, in der Volk und Staat gegenwärtig stehen … reichen wir von der deutschen Zentrumspartei in dieser Stunde allen, auch früheren Gegnern, die Hand, um die Fortführung des nationalen Aufstiegswerkes zu sichern.“
Und genau darauf, folgt man dem Chefideologen H*cke, setzen die Rechtsextremisten heute wieder: Sie wollen „so lange durchhalten, bis wir in diesem Lande 51 Prozent erreicht haben oder … aber als Seniorpartner … in einer Koalition mit einer Altpartei sind, die durch ein kathartisches Fegefeuer gegangen ist, … die abgeschworen hat von einer Politik gegen das Volk…“
Wer der A*D die Hand entgegenstreckt, muss folglich auch bereit sein, durch ihr Fegefeuer zu gehen — zum Wohle des „deutschen Volkes“. Am Horizont sehe ich schon die qualmenden Schlote von Krematorien.
Ich verstehe nicht, wie das wieder möglich sein soll! Dann aber lese ich bei Hannah Arendt, man müsse den Totalitarismus nicht verstehen, um ihn bekämpfen.
Man versteht ihn erst, wenn man ihn bekämpft.