„Zicke Zacke Zicke Zacke Hoi Hoi Hoi!“. Lustiger Spruch, nicht wahr? Auch ohne Hühnerkacke. Jedenfalls zackig. Alte preußische Tradition! Wird gerne mal von Rechtsextremisten gebrüllt. Die Nationalsozialisten hatten den Spruch auch für sich entdeckt. War ein Musikstück vom Reichsmusikzug des Arbeitsdienstes.
Genau so funktioniert Sprache: In der Regel verbirgt sie ihre Herkunft und eigentliche Botschaft. Die realisieren sich unterhalb der Schwelle der bewussten Wahrnehmung.
Der Chefredakteur des rechtsextremen Magazins Compact, Jürgen Elsässer, hat das gestern vorgemacht: Die Gerichtsentscheidung zu seinen Gunsten sei „ein Sieg der Demokratie über die Diktatur“ und „ein Sieg des Volkes über das Regime“ gewesen. Wie bitte? Wovon spricht er? Das stand doch nicht im Gerichtsurteil! Das aber ist ihm egal und er ist das Volk: Compact darf wieder drucken und er nutzt die Gelegenheit, seine Verschwörungstheorien weiter zu verbreiten!
Ich lerne: Sprache hat nicht die Aufgabe, Realität abzubilden, sondern sie herzustellen. Das hat Elsässer erkannt und der Wirklichkeit einfach seinen Stempel aufgedrückt. Er stattet die Wirklichkeit mit Bedeutungen aus, ohne sich um sie zu scheren. Er erzeugt ein Klima sprachlicher Gewalt, durch die alles andere in den Hintergrund tritt.
Was da passiert, hat der südafrikanische Künstler William Kentridge so formuliert:
„Die Bedeutung ist immer eine Konstruktion, eine Projektion, kein fertiges Bauwerk […] Alle Gewissheiten können nur von einem Text, einer Drohung, einer Armee, einer Fatwa, einer Predigt zusammengehalten werden – sie halten jeweils die Fragmente mit eisernem Griff zusammen.“
Für Kendridge sind Bedeutungen Provisorien. Wenn sich dagegen das Sprechen, so der Literaturwissenschaftler Steffen K. Herrmann, „als definitiv, final und abschließend präsentiert, so als könnte es das adressierte Subjekt abschließend fassen, droht sich die Gewalt der Sprache zu entfalten.“
Elsässer hält sensible Sprache allerdings für „Laubsägearbeit“. Sie könnte ja ein Gedicht sein: „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“ In diesem Satz von Gertrude Stein spiegelt der Begriff Rose sich selbst. Wenn ich dagegen auf eine Rose zeige und sage: „Das ist eine Rose“, spiegelt der Begriff nicht die „Rose“, sondern ermöglicht mir, mit anderen über eine Rose zu sprechen.
Was aber macht Elsässer, wenn er nicht über die Rose reden, sondern sich nur selbst zu Gehör bringen will?
Ganz einfach: Zicke Zacke Zicke Zacke — er pflückt sie sich!