Ich hatte Lust auf ein Marzipan-Croissant und gehe zum Bäcker. Eins hat er noch. „Das macht 4 Euro 50!“, sagt er. Ich gucke ihn verdutzt an und frage: „Sind da jetzt schon Strafzölle drauf?“ Er zuckt mit den Achseln.
Dann versuche ich, Trumps Zollpolitik an meinem Croissant durchzurechnen.
Dazu muss ich wissen, wie Trump die Höhe der Zölle berechnet. Die ergibt sich, wenn man das Handelsdefizit der USA mit dem jeweiligen Land durch den Gesamtwert der Importe der USA aus diesem Land teilt und mit dem Faktor 100 multipliziert. Ökonomen sagen zwar, das sei völliger Unsinn. Das ist Trump aber egal.
Angenommen also, ich repräsentiere so ein Land und verkaufe 100 Croissants in die USA, das Stück, sagen wir, für 3 Euro 75, also rund 4 Dollar. Die USA liefern an mich umgekehrt Puderzucker für die Croissants im Wert von, sagen wir, knapp 200 Euro. Das Handelsdefizit der USA läge also bei 175 Euro. Die teile ich jetzt durch 375 Euro. Das ergibt rund 0,467, die ich mit dem Faktor 100 multipliziere. Der Strafzoll, den ich zu zahlen habe, läge dann bei 46,7 %.
Angenommen ich verkaufe weiterhin meine Croissants in die USA und packe den Strafzoll einfach auf den Verkaufspreis, dann kostet ein Croissant in den USA künftig 5 Euro 51, also rund 6 Dollar, und vergrößert damit das Handelsdefizit der USA erheblich. Da ich im Gegenzug auf den Puderzucker aus den USA auch Strafzölle erhebe und die USA diesen Strafzoll auf den Preis von dem Puderzucker schlagen, kostet mich der Puderzucker künftig rund 300 Euro. Die 100 Euro mehr packe ich natürlich auch auf den Preis für die Croissants, so dass ein Croissant in den USA künftig 6 Euro 51, also rund 7 Dollar 10 kostet. Ziemlich teuer! Natürlich hofft Trump, dass niemand mehr meine Croissants kauft. Die Leute sollen wieder die einheimischen Donuts und Muffins essen!
Ich aber werde jetzt einfach keinen Puderzucker und auch keine Donuts oder Muffins aus den USA importieren. Erst recht werde ich keine F35-Kampfjets kaufen. Und das ist schlecht für die amerikanische Wirtschaft. Es gibt zwar kein Handelsdefizit mehr, aber auch keinen Handel. Blöd gelaufen!
Das Ganze nennt man Protektionismus statt Freihandel. Das Handelsdefizit hat sich zwar dezimiert, aber die Importe und die Exporte eben auch. Und warum macht das Trump dann? Dahinter steckt kein ökonomisches Kalkül, sondern Großmachtphantasien: „Make America Great Again.“
Der freie Welthandel ist aber nicht an solchen Parolen interessiert, sondern an ökonomischen Prinzipien der Wertsteigerung. Die sind zwar nicht sozial oder gerecht. Sie folgen aber dem kleinen Einmaleins.