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Peter Sinapius

Hat Elon Musk den Verstand verloren?

Kamala Harris nur die Marionette einer „jüdischen Philantropenfamilie“? Und Großbritannien reif für einen Bürgerkrieg? Die AfD „nicht extremistisch“? Dreht Elon Musk jetzt völlig durch?

Wieso kann Elon Musk mit diesem Mist erfolgreich sein? Warum erreicht er damit über 1 Milliarde Aufrufe? Wie geht das?

Das funktioniert nur solange, solange sich sein Publikum für dumm verkaufen lässt. Wer sich nicht für dumm verkaufen lassen will, macht sich selbst ein Bild.

Die Frage, wie wir die Welt sehen und sie uns erklären können, hat sowohl in der Kunst als auch in der Philosophie eine lange Tradition. 1933 (!) malte René Magritte das Bild „La condition humaine“. Darauf zu sehen ist ein Gemälde, das auf einer Staffelei vor einem Fenster steht. Auf dem Gemälde ist der Teil des Ausblicks dargestellt, den es gleichzeitig verdeckt. Magritte: „Und so sehen wir die Welt: Wir sehen sie als etwas außerhalb von uns Befindliches, obwohl sie nur eine geistige Darstellung dessen ist, was wir in uns erleben.“

Normalerweise stellen wir uns die visuelle Wahrnehmung vor wie eine Camera obscura, die einfach die Wirklichkeit einfängt: Dann würde sie ungefiltert durch das Auge fallen um sich auf der Retina abzubilden wie auf dem Film einer Kamera. Was wir aber sehen und als etwas begreifen, ist nicht alleine dem Gegenstand der Wahrnehmung geschuldet, sondern ebenso abhängig von unserer Fähigkeit etwas als etwas zu sehen.

Wenn ich die Vorderseite eines Autos sehe, gehe ich davon aus, das es auch über eine Hinterseite verfügt. Aber ich sehe sie nicht. Ich weiß, was ein Auto ist, weil ich schon einmal in einem Auto durch die Gegend gefahren bin. Was ich als Auto bezeichne, wenn ich seine Vorderseite sehe, ergänze ich auf das Unsichtbare hin. Edmund Husserl sah darin ein Grundphänomen der Wahrnehmung: „Die Einseitigkeit der äußeren Wahrnehmung, der Umstand, daß sie das Ding nur in einer Seite zu eigentlicher Darstellung bringt, daß ihr das Ding nur durch das Medium eines Erscheinungsreliefs gegeben ist, ist eine radikale Unvollständigkeit; sie gehört zum Wesen der Wahrnehmung überhaupt“.

Damit aber gerät die Evidenz des Sichtbaren, die wir dem Sehen gerne zusprechen, ins Wanken. Was wir tatsächlich sehen, erfüllt sich weder im Sichtbaren noch in den Bedeutungen, die wir ihm mitgeben, sondern ist unserer Fähigkeit zu verdanken, den Gegenstand der Wahrnehmung in ein Bild von der Welt einzuordnen, in der wir uns bewegen.

Was aber macht Elon Musk? Er macht sich kein Bild von der Wirklichkeit, indem er sich in ihr bewegt. Er stattet sie mit seinen Bildern aus und macht sie zur Projektionsfläche seiner Verschwörungstheorien.

Wer ihm dabei zusieht, realisiert keine Verschwörungen, sondern erkennt, was Elon Musk ist: Ein Troll und Rassist, der die Wirklichkeit zu seinem Spielball machen will.

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