Christian Lindner hat einmal erzählt, das erste Wort seines Lebens sei „Auto“ gewesen. Ich glaube das zweite Wort war „Ich!“ Und dabei ist es auch mehr oder weniger geblieben.
In der letzten Zeit ist das „Ich!“ demoskopisch in den Keller gegangen. Deswegen hat er sich vor einigen Wochen in Potsdam mit seinen Parteifreunden getroffen und überlegt, wie er sich wieder beliebt machen kann. Man kommt auf einen einfachen Trick: Er macht einen wirtschaftspolitischen Vorschlag und behauptet, es gehe ihm nur um Deutschland. Nicht um sich oder Parteipolitik. Das war dann am 3.11. im ZDF.
Einen Tag danach lädt er die FDP-Spitze ein, um zu besprechen, wie der Ausstieg aus der Regierung aussehen kann. Also doch nicht Deutschland oder Wirtschaftspolitik, sondern Parteipolitik. Seit Wochen schon bereitet man sich darauf vor.
Lindner lässt eine Demoskopin kommen. Wohlgemerkt keinen Fach“mann“ für Wirtschaftspolitik, sondern eine Demoskopin! Laut ZEIT „berichtet sie über die Stimmung in der Bevölkerung: Welche Prioritäten haben die Menschen? Was erwarten sie von der Regierung? Gemeinsam mit ihr diskutiert man nun grundsätzlich darüber, welche Themen den Menschen im Land wichtig sind und welche Rolle die FDP spielen könne.“
Ergebnis: Damit man selber nicht als Problem dasteht, verfasst man ein weiteres Papier und schiebt das Problem auf Andere. In diesem Fall die Grünen. Die sind ja auch gegen Autos. Und würden eine Politik verfolgen, die „autoritär in Wirtschaft und Gesellschaft“ eingreife. Ihre Politik sei ein „ein Risiko für den Wirtschaftsstandort“ und ein „wesentlicher Treiber für die Erfolge (rechts-)populistischer Strömungen.“
Den letzten Satz mit den „(rechts-)populistischer Strömungen“ verstehe, wer will. Das von der FDP formulierte Narrativ über die Grünen ist ja von den Rechtspopulisten geborgt! Aber egal! Merkt ja keiner! Die FDP beschließt also, in deren Theater mitzuspielen.
Nun ist die Sache aufgeflogen. Das war natürlich nicht geplant. Eigentlich wollte Lindner laut SPIEGEL seinen Porsche verkaufen, weil er ja einen Dienstwagen hat. Den hat er jetzt nicht mehr.
Deswegen – letzte Meldung vom SPIEGEL – behält er den Porsche. Wobei wir wieder bei den ersten zwei Worten seines Lebens wären: „Ich!“ „Auto!“