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Peter Sinapius

Ich bin nicht euer Abziehbild!

Ich habe mich so gefreut!

Der Europäische Gerichtshofs hat ein Urteil gesprochen, das nur das Asylrecht im Auge hat: Asylanträgen afghanischer Frauen muss grundsätzlich stattgegeben werden, weil ihr Status in Afghanistan als Verfolgung einzustufen ist.

Kurz darauf habe ich mich nicht mehr gefreut.
Ich lese die Geschichte einer Afghanin, die 2015 über das Mittelmeer geflohen ist. Sie lebt in Thüringen und sitzt am Wochenende im Regionalzug nach Würzburg. Sie postet auf Instagram einen Hilferuf:

„Ich sitze gerade im Zug Richtung Würzburg, zusammen mit meiner Schwester und meinem Verlobten. Seit Beginn der Fahrt ist ein Nazi im Zug, der ununterbrochen über uns herzieht. Er sagt Sachen wie: ›Hier sind drei Kanaken, was machen die überhaupt hier? Die reden auch noch viel.‹ Dann telefonierte er und meinte zu jemandem: ›Steig ganz vorne ein und komm einfach nach rechts. Die sind da, spuck auf sie oder mach irgendwas.‹ Ich fühle mich richtig unwohl und habe Angst, aber ich will auch nicht wegen ihm meinen Platz verlassen. Ich schreibe das hier, weil ich mich so unsicher fühle. Falls etwas passiert, wisst ihr Bescheid.“

Sie meldet das bei einer Bahn-Mitarbeiterin, die den Mann auffordert seinen Platz zu verlassen. Er muss aussteigen. Wenigstens etwas!

Und wer trägt für den Rassismus die politische Verantwortung?

Neben der AäfD vor allem Politiker wie Friedrich Merz, der einen faktischen Aufnahmestop für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan gefordert hat. Weil die nicht als politisch Verfolgte asylberechtigt seien. Notfalls müsse eine „nationale Notlage“ erklärt werden.

Wer aber befindet sich in einer Notlage? Nicht die Flüchtlinge. Nein! Die Bundesregierung! Sie beugt sich dem Druck und inszeniert öffentlich die Abschiebung von verurteilten syrischen und afghanischen Straftätern! Und Cem Özdemir macht noch seinen Haken hinter diesem Bild.

Jetzt habe ich als „Deutscher“ ein Problem! Weil ich Teil dieses Bildes bin, das andere von von mir entworfen haben.

In was für eine Haut wollt ihr mich eigentlich stecken?

Gehöre ich jetzt zu denen, die es irgendwie hinkriegen müssen, sich als „Deutsche“ dagegen zu erklären? Bin ich der, den Merz und Konsorten als deutsch, als Mann, als heterosexuell, als überfremdet, als bedroht konstruieren, um mit diesem Konstrukt ihren latenten Rassismus zu verschleiern?

Ich bin das nicht, weil ich nicht das Hirngespinst von anderen Leuten bin!

Ich bin selbst verantwortlich für das, was ich tue und sage!
Ich bin nicht euer Abziehbild!

Ich will, dass das ein Ende hat!

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