Man kann sich fragen, ob die Anhänger von Trump noch alle Latten am Zaun haben. Sie scheinen nach dem Attentat auf Trump in eine Art kollektive Hysterie und Heldenverehrung zu verfallen.
Auf dem Parteitag der Republikaner ergreift eine Marjorie Taylor Green das Wort. Sie sagt: „Am Wochenende kam das Böse über den Mann, den wir so sehr bewundern und lieben. Ich danke Gott, dass er seine Hand über Präsident Trump gehalten hat“. Die Leute, zu denen sie spricht, haben sich ein Pflaster auf ihr rechtes Ohr geklebt und tragen T-Shirts, auf denen Trump unter den Worten „Fight, fight, fight“ abgebildet ist.
Was ist mit diesen Leuten los? Wie ist die Zurschaustellung von soviel kollektiver Dummheit möglich?
Robert Musil schrieb 1937: “Wenn die Dummheit nicht dem Fortschritt, dem Talent, der Hoffnung oder der Verbesserung zum Verwechseln ähnlich sähe, würde niemand dumm sein wollen.“
Tatsächlich kann jemand, der dumm ist, sich selbst kaum als dumm erkennen. Er müsste sich als jemanden wahrnehmen, der Verantwortung übernimmt für das, was er sagt, tut oder unterlässt. Dann wäre er aber nicht dumm.
Dummheit ist keine Eigenschaft, sondern eine Haltung: Wer dumm ist, ist sich selbst genug. Er schert sich nicht um das, was außerhalb seiner Reichweite passiert. Er stellt sich nicht in Frage, er stellt sich nicht dem Diskurs oder der Kritik. An ihm perlt ab, was es über Andere oder Anderes zu wissen gibt.
Dummheit ist nicht das Gegenteil von Intelligenz. Es ist das Verweilen an der Oberfläche. Oder – um es mit den Worten von Hannah Arendt zu sagen, die sich über die Dummheit des Nazi-Verbrechers Eichmann empörte:
„Das war die Dummheit, die so empörend war. Und das habe ich eigentlich gemeint mit der Banalität [des Bösen]. Da war keine Tiefe – das ist nicht dämonisch! Das ist einfach der Unwille, sich je vorzustellen, was mit dem anderen ist…“
(Hannah Arendt/ Joachim Fest (2013): Eichmann war von empörender Dummheit. München: Piper. S. 44)