Liebes Deutschland,

ich soll Dich lieben?
Wie soll das denn gehen?

Ich liebe Kartoffeln mit Quark und Leinöl.
Ich liebe Wok Teriyaki! Wie bitte? Das ist nicht deutsch? Sorry!
Ich liebe Spaghetti – al dente müssen die sein! Ach so! Ist auch nicht deutsch!

Ich kann Sachen oder Menschen lieben, zu denen ich mich hingezogen fühle.
Aber Deutschland?
Das wäre so, als würde ich sagen: „Ich liebe es zu essen. Egal, was es ist!“

Wenn ich Deutschland lieben würde, müsste ich auch SUVs lieben. Oder Panzer. Mache ich aber nicht.
Ich müsste Schweinsbraten mit Knödel, Grünkohl mit Pinkelwurst oder Sauerkraut und Kassler lieben. Mache ich aber nicht.
Ich müsste unseren Kulturstaatsminister lieben. Mache ich aber nicht. Weil der nur liebt, was deutsch ist.
Ich müsste das Gleiche wie N*zis lieben — die machen ja alles für Deutschland. Das werde ich nie tun!

Ich soll das Deutschland lieben, das meinen Opa ins KZ gebracht hat?
Ich soll stolz sein, „Deutscher“ zu sein?
Stolz auf mein „Vaterland“? Egal, was drin ist?
Bei den N*zis kam hinter „Vaterlandsliebe“ gleich „Treue“ und „Ehre“. Nicht mit mir.

Ich halte es mit Siddhartha, den Hermann Hesse auf die Suche nach dem Nirwana schickt und der auf seinem Weg zur Erleuchtung feststellt, dass Erfahrung alles ist:

„Einen Stein kann ich lieben, und auch einen Baum oder ein Stück Rinde. Das sind Dinge, und Dinge kann man lieben. Worte aber kann ich nicht lieben.“

Im Unterschied zu Siddhartha liebe ich auch Menschen. Und wenn das wirkliche Liebe ist, dann beruht die auf Gegenseitigkeit. Sonst wäre sie ein Übergriff.

Wie sagte noch Friedrich Merz: „Nicht Kreuzberg ist Deutschland, Gillamoos ist Deutschland“.

Das ist fast schon eine Drohung.

Sein Deutschland, das lieb ich nicht.

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