Warum regnet es?
Und warum sind Spiele so wichtig?
Wenn es regnet und ein Regentropfen auf die glatte Wasseroberfläche einer Pfütze fällt, versetzt er sie in kräuselnde, nach außen sich kreisförmig ausdehnende Wellenbewegungen. Kaum haben sich die Wellen beruhigt, fällt der nächste Tropfen, der dem Vorbild des ersten folgt. Das geht so weiter, ohne dass es den Tropfen langweilig wird. Der leichte Nieselregen löst auf der Pfütze eine sich ständig wiederholende ornamentale Wellenbewegung aus, bei der niemand außer den herabfallenden Tropfen die Finger im „Spiel“ hat.
Das Spiel erfüllt seinen Zweck in sich selbst.
Friedrich Schiller hat das Spiel als eine Grundbedingung des Menschseins definiert und gesagt: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“. Der Regen mag die Eröffnungsfeierlichkeiten der olympischen Spiele gestört haben, aber er macht anschaulich, worin ein Spiel seinen Sinn erfüllt: In sich selbst.
Irgendwann müssen wir verlernt haben, uns dem Spiel zu überlassen und sind in den Sog einer Kultur geraten, in der an seine Stelle Macht, Unterordnung, Pflichterfüllung und Gehorsam getreten sind.
Kinder wissen das noch nicht. Sie spielen, weil sie nur im Spiel etwas über die Wirklichkeit, die sie umgibt, in Erfahrung bringen können. Wer versucht hat, über ein Seil zu springen, weiß das: Es geht um nichts anderes, als über das Seil zu gelangen.
Was lehrt uns das Spiel über das Leben?
Ein Spiel ist autonom und unverfügbar. Spielen ist zweckfrei. Das Spiel hat seinen Sinn in sich selbst. Es gilt das „So tun als ob“ einer spielerischen Handlung.
Das Spiel ist intrinsisch motiviert und kann nur durch freie Wahl zustande kommen. Ein Spiel kann sich ereignen, man kann es nicht erzwingen. Freiwilligkeit ist Voraussetzung für jedes Spiel.
Spielprozesse sind prozessorientiert und haben ein offenes Ende, denn „wenn man weiß, was bei einer Sache herauskommt, braucht man sie gar nicht erst zu tun.“ (Joseph Beuys)
Wer spielt, muss bereit sein, sich auf Neues einzulassen, Entstandenes in Frage zu stellen, die Perspektive zu wechseln, das Nichtwissen, wie es weitergeht, die Leerstelle, die Lücke zu zulassen oder gar zu scheitern.
Wer spielt, hat das, was passiert, nicht einfach in der Hand.
Gibt es ein besseres Bild für Kommunikation? Für Zuhören? Für Respekt? Für Menschlichkeit?