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Peter Sinapius

Rechtsrock: Der Soundtrack für rassistische Gewalt

Vielleicht ist es unfair, Tino Chrupalla an seiner intellektuellen Begrenztheit zu messen. Er selber hat sich damit allerdings ins Spiel gebracht. Chrupalla: „Wir möchten, dass wieder mehr deutsche Volkslieder gelehrt werden, dass deutsche Gedichte gelernt werden.“ Und was ist sein Lieblingsgedicht? „Ist ähm … Da müsste ich jetzt mal überlegen, fällt mir jetzt gar keins ein.“ Im „Sommerinterview“ dann die simple Frage: „Herr Chrupalla, welches Buch sollte nach Ihrer Meinung jeder gelesen haben?“ Gemeine Frage, nicht? Chrupalla: „Ja, es gibt unterschiedliche Bücher.“ Ähm…?

Und warum das alles? Wegen der „deutschen Leitkultur“, die sich die AäfD auf die Fahnen geschrieben hat! Diese Kultur beinhaltet einen „Wertekonsens“, „der für unser Volk identitätsbildend ist und uns von anderen unterscheidet“. Na, da singen wir doch einfach gemeinsam das Horst-Wessel-Lied: „Die Fahne hoch! Die Reihen fest geschlossen!“

Oder welcher „Wertekonsens“ ist gemeint, wenn Chrupalla kein Gedicht oder Buch einfällt, die dafür stehen? Sieht man sich dazu das kulturelle Umfeld der AäfD an, stößt man schnell auf den sog. Rechtsrock, dem die Junge Alternative Brandenburg am 29.12.2023 ihre „Jahresabschlussparty“ als Treffen der rechtsextremen Szene gewidmet hatte.

Der Rechtsrock kann auf eine inzwischen über 40-jährige Geschichte zurückblicken. Seinen Durchbruch hatte er bereits in den 80er Jahren mit den Bands Böhsen Onkelz oder Body Checks. In Cottbus entstand 1992 mit Frontalkraft eine der heute bundesweit bekanntesten Neonazi-Bands. In ihren Texten verherrlicht sie den Nationalsozialismus, propagiert ein angeblich nordisch-germanisches Heidentum und ruft zum Kampf gegen das ‚System‘ auf.

In den Jahren 91 und 92 fanden auf der Freilichtbühne auf dem Marienberg in Brandenburg die ersten Großkonzerte mit internationalen Neonzi-Stars statt. Zum 2. Konzert kamen rund 1400 Neonazis. Beim Song „Hakenkreuz“ der Band Radikahl erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt.

Der Rechtsrock hatte wesentlichen Einfluss auf die rassistische Gewalt in den neuen Bundesländern seit den 90er Jahren und lieferte den Soundtrack für die rassistisch motivierten Übergriffe in Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen. Nachdem sich im September 1991 in Hoyerswerda am dortigen Flüchtlingsheim die rassistische Gewalt entlud, wurde am 3. Oktober zu einem Großkonzert in der Nähe von Cottbus aufgerufen, an dem etwa 1000 Neonazis teilnahmen. Nach dem Konzert sollen sie versucht haben, zwei Flüchtlingsheime in Cottbus anzugreifen.

Noch Fragen zur Leitkultur der AäfD?

Wer jetzt noch die Flüchtlinge und nicht den Rechtsextremismus zur Hauptgefahr erklärt, ist entweder ignorant oder auf dem rechten Auge blind.

Manchmal kommt auch beides zusammen.

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