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Peter Sinapius

Shadows on the wall

Jens Spahn sagt, wir brauchen jemanden wie Friedrich Merz. Wörtlich: „Das größte Bedürfnis der Deutschen ist gerade das nach Führung. Dass jemand sagt, wo es lang geht, eine Idee hat.“

Dann denke ich: Die Deutschen hatten ja mal einen Führer, der gesagt hat, wo es lang geht und der eine Idee hatte. Und das ist jetzt Friedrich Merz?

Ich unterhalte mich mit meinem Schatten an der Wand.

Der sagt:

„Stell dir Deutschland einfach als Puppenhaus vor! Vor dem sitzt Friedrich Merz und sagt, wo es lang geht.
In diesem Puppenhaus gibt es noch kleinere Puppenhäuser, in denen man lernt, sich in dem großen Puppenhaus so zu bewegen, wie es sich gehört. Das sind von mir aus Kasernen oder Schulen.
Und dann gibt es noch ganz kleine Puppenstuben. Das sind die Familien. Das sind gewissermaßen die Brutstätten für die großen. Schließlich, so sagt die CDU, „sind Ehe und Familie das Fundament unserer Gesellschaft.“ Die AfD nennt das „Keimzelle“. Das haben die von den N*zis. Bei denen hieß es auf Werbeplakaten für den Bund Deutscher Mädel (BDM) sogar: „Auch Du gehörst dem Führer“.“

Ich widerspreche:

„Das ist vielleicht bei Puppen so, aber nicht bei Leuten, die noch alle Tassen im Schrank haben. Die sind nämlich in der Lage, Sachen zu machen, die Puppen nicht machen. Zum Beispiel so etwas wie denken, zuhören oder selbst entscheiden. Dafür braucht man niemanden, der weiß, wo es lang geht. Dafür braucht man einen Kopf, den die meisten Leute auf den Schultern tragen. Und wer seinen Kopf noch auf den Schultern hat, sollte sich den Satz der Schriftstellerin Helen Keller zu Herzen nehmen: ‚Beuge niemals deinen Kopf. Halte ihn immer hoch. Schaue der Welt direkt ins Gesicht.’“

Der Schatten sagt:

„In jeder Puppenstube gibt es den Unbeugsamen. Sonst wäre das Puppentheater ja langweilig. Der Unbeugsame hält seinen Kopf hin. Das finden die anderen Puppen aber fürchterlich anstrengend. Und am Ende haut ihm irgendjemand den Kopf ab und niemand hat’s gesehen. Das nennt man dann eine Tragödie!“

Ich erwidere:

„In einer Puppenstube ist das vielleicht so! Wer seinen Kopf allerdings nur in die Höhe hält, der ist nicht unbeugsam, sondern einfach nur arrogant. Der Jens Spahn ist so einer.
Wer keine Puppe ist, bei dem hat der Kopf eine Verbindung zu dem, was dadrunter passiert. Zu den Händen zum Beispiel. Mit denen kann man Dinge ergreifen, bevor man sie begriffen hat. Wie Dionysius. Der konnte seinen Kopf, nachdem man ihm den abgeschlagen hatte, in den Händen tragen. Weil der Kopf nicht nur die Hände bewegt, sondern die Hände auch den Kopf. Das nennt man dann Gefühl. Das haben Puppen nicht!“

Ich mache das Licht aus. Der Schatten an der Wand ist weg.

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