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Peter Sinapius

The Sound of Silence

Robert Habeck hat von Respekt gesprochen, den er sich in der politischen Debatte wünscht. Ich finde das gut. Das setzt nämlich voraus, auch mal zuzuhören. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, einfach die Klappe zu halten. Wenn ich es aber tue, ist das der „Sound of Silence“.

Stille ist nicht das Ende der Debatte. Im Gegenteil. Ich merke: Das Sprechen über etwas und das, worüber ich spreche, sind nicht identisch. Der Hund bellt, der Begriff „Hund“ bellt aber nicht.

Es ist ein Unterschied, ob ich nur mir selber zuhöre oder zuhöre, was Andere zu sagen haben. Es ist ein Unterschied, ob ich Syrer sprechen höre oder über Syrer spreche.

Wer diesen Unterschied übersieht, hat es schwer sich ein Urteil zu bilden. Das hat Michel Serres in seinen philosophisch- poetischen Schriften gemeint und geschrieben:

„Diese so verbreitete Idee, daß alles gesagt werden muß und alles sich in der Sprache löst, daß jedes wahre Problem Stoff für Debatten gibt, daß die Philosophie sich auf Fragen und Antworten reduziert, deren man sich nur sprechend annehmen kann, daß Lehre allein über den Diskurs erfolgt, dieser geschwätzige, theatralische, schamlose Gedanke verkennt, daß es Wein und Brot, ihren sanften Geschmack und ihren Geruch wirklich gibt, er übersieht, daß kaum merkliche Gesten gleichfalls lehren können, er vergißt das stillschweigende Einverständnis und die Komplizenschaft, er vergißt, was sich von selbst versteht, ganz ohne Worte, das stille Bitten um Liebe, die Eingebung, die einschlägt wie ein Blitz, die Anmut einer Bewegung […]; ich kenne so viele Dinge ohne Text und Menschen ohne Grammatik, Kinder ohne Wortschatz und Greise ohne Vokabular, ich habe so lange im Ausland gelebt, stumm und verschreckt hinter dem Vorhang der Sprachen. Hätte ich wirklich vom Leben gekostet, wenn ich mich aufs Hören und Reden beschränkt hätte?
Das Kostbarste unter allem, was ich weiß, bleibt umfangen von Stille.“

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