
Auf dem Bild, das bin ich. In den Augen von Vincent.
Als ich Vincent vor knapp 40 Jahren zum ersten mal in einer Kunstschule für erwachsene Behinderte mit dem Namen „Creativity Explored“ in San Francisco traf, holte ich meinen Zeichenblock aus der Tasche und begann ihn zu zeichnen. Dann hat er den Spieß umgedreht und dieses Porträt von mir gemalt. In seiner Hautfarbe. Ich habe das als Anerkennung verstanden: „Du bist einer von uns!“
Wohlgemerkt: Das war 1989. Inzwischen gibt es ganz viele inklusive Projekte in den USA, denen Trump aber nach und nach die Grundlage entzieht.
Jüngstes Beispiel ist das Kennedy Center, ein großes Kulturzentrum in Washington, mit mehr als 2.000 Veranstaltungen pro Jahr, die von mehr als zwei Millionen Menschen besucht werden. Die Leitung des Hauses hatte vor einigen Jahren die Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion beschlossen und ein „Social Impact“-Team ins Leben gerufen. Damit ist jetzt Schluss. Alle Demokraten im bislang paritätisch besetzten Aufsichtsrat wurden gefeuert und Trump selbst hat die Leitung des Kennedy Centers übernommen.
Bei seinem Antrittsbesuch inszenierte er sich als Alleinherrscher und sagte der Diversität in der Kunst den Kampf an: „Wir werden das Kennedy Center wieder in Ordnung bringen. Es ist ein sehr wichtiger Teil der Hauptstadt. Wir bringen die Hauptstadt zurück. Wir bringen unser Land zurück“.
Nicht nur das Kennedy Center will er auf Linie bringen. Per Dekret verfügte er, dass die 21 Nationalmuseen der Smithonian Institution künftig die Bevölkerung „stolz“ machen sollen, statt einen kritischen Blick auf die eigene Geschichte zu richten. Schwerpunktmäßig sollen künftig nur noch patriotische Projekte im Hinblick auf den 250. Geburtstag der USA gefördert werden.
Darüber hinaus ließ Trump alle Zuschüsse durch die „National Endowment for the Arts“ und die „National Endowment for the Humanities“ stoppen, staatliche Fördertöpfe für Kunst und Kultur und für Geisteswissenschaften, darunter Geschichte, Sprache, Philosophie und Literatur.
Das alles erinnert Jonathan Katz, den leitenden Direktor der unabhängigen Denkfabrik Brookings Institution, an die Kulturpolitik der Nationalsozialisten in Deutschland. Die gründeten 1933 die Reichskulturkammer, um das gesamte intellektuelle und künstlerische Leben einer zentralen Steuerung zu unterwerfen. Alle Künstler mussten sich von ihr registrieren lassen. Vertreter der „Entarteten Kunst“ wurden nicht aufgenommen.
Präsident der Reichskulturkammer war Joseph Goebbels.
Der Präsident der Vereinigten Staaten heißt Donald Trump.