Trumps Machtergreifung: Ein Erklärungsversuch

Um zu begreifen, wie Trump gerade die Demokratie abschafft, lohnt sich ein Exkurs in die politische Theorie und Sozialphilosophie, die sich damit beschäftigen, wie totalitäre Systeme funktionieren und wie sie es schaffen, Massenbewegungen zu mobilisieren. 

Der Begriff »Unterdrückung« legt mit der Präposition »unter« ein vertikales System der Über- und Unterordnung nahe, das auf Gewalt beruht. Der Begriff »Totalitarismus«, wie er von Hannah Arendt verwendet wird, führt eine Ebene ein, auf der sich »totale Herrschaft« horizontal im Bereich sozialer Beziehungen ausbreitet. 

Wenn sich soziale Beziehungen nicht mehr frei entfalten können, so sagt sie, verschwindet der öffentliche Raum des Handelns, in dem Menschen das Gespräch führen, sich Anschauungen über die Welt bilden und Urteile entwickeln können.

Aus einer sozialwissenschaftlich-philosophischen Perspektive hat Judith Butler untersucht, wie eine Person zum Subjekt wird, und beschreibt die Subjektwerdung als eine Unterwerfung unter gesellschaftliche Machtverhältnisse. Dabei greift sie mit dem Begriff »Subjekt« auf die aus dem

Lateinischen abgeleitete ursprüngliche Bedeutung von subicere zurück, was so viel heißt wie »unterwerfen, unterordnen«. 

»Der Herr, der dem Knecht zunächst ›äußerlich‹ zu sein scheint«, so formuliert Judith Butler, »taucht als das eigene Gewissen des Knechtes wieder auf«. Weiter schreibt sie: »Subjektivation besteht eben in dieser grundlegenden Abhängigkeit von einem Diskurs, den wir uns nicht

ausgesucht haben, der jedoch paradoxerweise erst unsere Handlungsfähigkeit ermöglicht und erhält«.

Was Trump macht, kann man also nicht verstehen, wenn man sich an seiner Agenda abarbeitet. Da ist man mit ziemlicher Sinnlosigkeit konfrontiert. Man muss begreifen, wie moderne totalitäre Systeme funktionieren. Sie beruhen nicht auf einem an der Wirklichkeit orientierten politischen Programm, das Sinn erzeugen könnte und auf dessen Grundlage sich die Menschen Urteile bilden könnten. Sie beruhen auf einer als Naturgesetz formulierten Ideologie, die vorschreibt, wie man zu denken hat. 

»In der Geschichte sind die Zeiten«, so sagte Hannah Arendt, »in denen sich der Raum des Öffentlichen verdunkelt und der Bestand der Welt so fragwürdig wird, daß die Menschen von der Politik nicht mehr verlangen, als daß sie auf ihre Lebensinteressen und Privatfreiheit die gehörige Rücksicht nehme, nicht selten. Man kann sie mit einigem Recht ›finstere Zeiten‹ nennen.«

Wo es finster ist, muss man das Licht anmachen.

Bildquelle: Wikipedia

Dieser Service wird von einem externen Anbieter bereitgestellt. Wenn Sie diesen Dienst nutzen möchten, erklären Sie sich mit der Datenverarbeitung durch den Anbieter follow.it einverstanden.
Zur Datenschutzerklärung