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Peter Sinapius

Über die “Dehumanisierung” von Menschen

Donald Trump hat El Salvadors Staatschef Nayib Bukele gebeten, noch mehr Gefängnisse zu bauen, in die er Kriminelle aus den USA ausweisen kann, selbst wenn sie US-Bürger sind: „Wir haben auch einheimische Kriminelle, die Menschen vor U-Bahnen schubsen, die älteren Damen mit einem Baseballschläger auf den Hinterkopf schlagen, wenn sie weggucken. Das sind absolute Monster … Ich würde sie gerne in die Gruppe derer einschließen, die wir aus dem Land schaffen wollen.“

Da gibt es allerdings noch Hürden zu überwinden. Die Exekutive, denkt man sich, kann ja nicht an der Judikative einfach vorbei regieren.

Macht sie aber. Aus Menschen werden einfach „Monster“ gemacht. Die fallen dann nicht mehr unter das Gesetz. In der Soziologie gibt es dafür den Begriff „Dehumanisierung“ oder einfach „Entmenschlichung“. Im Nationalsozialismus dienten dazu Worte wie „Volksschädlinge“ oder „Parasiten“. Damit verbunden war der Ausschluss der Betroffenen aus der „Volksgemeinschaft“ und aus allen gesellschaftlich relevanten sozialen Systemen.

Im Zuge dieser „Dehumanisierung“ verschwanden ganze Menschengruppen aus der menschlichen Gemeinschaft und damit aus dem Blick der Öffentlichkeit. Das Ergebnis war ein kollektives Schweigen und das nennt man dann die „Habitualisierung der Abwehr“.

Und genau das beginnt sich in den USA jetzt auch anzubahnen. Aus Menschen werden „Monster“ gemacht und irgendwann ist das ganz „normal“.

In einem ersten Schritt hatte Trump mehr als 250 Migranten nach El Salvador abgeschoben, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert wurden. Er beschuldigt sie, Mitglieder der beiden lateinamerikanischen Banden MS-13 und Tren de Aragua zu sein, obwohl es darüber keine rechtsstaatlichen Verfahren gab.

Jetzt bereitet er en passant den nächsten Schritt vor: Er denkt öffentlich darüber nach, wie man „Kriminelle“ an der Justiz vorbei außer Landes schaffen kann. Weil es „Monster“ sind. Sind sie so ihrer Würde und Rechte erstmal beraubt, kann man mit ihnen alles machen.

Hannah Arendt hat das die Banalität des Bösen „genannt“:

„Das habe ich eigentlich gemeint mit der ‚Banalität‘: Da ist keine Tiefe, das ist nicht dämonisch, das ist einfach der Unwille, sich je vorzustellen, was eigentlich mit dem Anderen ist.“

Ich sehe schon die Kommentare zu diesem Post: „Was kümmerst du dich schon wieder um den Trump! Wir haben doch weiß Gott eigene Probleme…“

Stimmt: Eins davon ist, das Afghanen und Syrer pauschal kriminalisiert werden, um ihnen die Aufnahme zu verweigern oder sie abzuschieben.

Das kann man nicht vergleichen? Das ist banal? Aber so ist das Böse.

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