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Peter Sinapius

Über die Universalität von Menschenrechten

Zwei Ereignisse in den letzten drei Tagen bringe ich intuitiv in einen Zusammenhang:

Erstens: Die Verleihung des „Sonderpreises des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens“ an die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und

Zweitens: die Ausladung des Philosophen Omri Boehm von der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald.

Warum?

Erstens: Margot Friedlander hat gestern bei der Preisverleihung gesagt, sie spreche nicht nur für die sechs Millionen jüdischen Menschen, die man in der NS-Zeit unschuldig umgebracht habe. Sie spreche für alle Menschen, „die ermordet wurden, weil Menschen sie nicht als Menschen respektiert haben“. Es gebe kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut – es gebe nur menschliches Blut: „Wir sind alle gleich – seid Menschen!“

Zweitens: Der Philosoph Omri Boehm vertritt einen philosophisch begründeten „radikalen Universalismus“. Er sagt mit Bezug auf Immanuel Kant, Menschenrechte seien Ausdruck eines universellen moralischen Gesetzes und nicht kulturell bedingte Konstrukte. Deswegen plädiert er für einen binationalen jüdisch-palästinensischen Staat, in dem Juden und Palästinenser friedlich zusammenleben können.

Die israelische Regierung teilt diese Auffassung offenbar nicht und hat verhindert, dass er auf der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald spricht, die am kommenden Sonntag stattfinden soll. Boehm macht nämlich genau das, wovon Margot Friedlander spricht: Er verteidigt die Universalität von Menschenrechten.

Die Politik der rechtsextremen israelischen Regierung geht in eine diametral entgegengesetzte Richtung. Deswegen macht sie Druck auf die KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Boehm auszuladen. Die musste schließlich nachgeben, um die Gedenkveranstaltung nicht zu gefährden.

Die israelische Regierung versucht so ihre Militäraktionen gegen die Menschen im Gazastreifen mit einem exklusiven Moralanspruch auszustatten und darüber hinaus einen öffentlichen Diskurs zu delegitimieren, der die Universalität von Menschenrechten zum Gegenstand hat.

Menschenrechte gelten aber für Israelis und Palästinenser gleichermaßen!

Und das ist keine Meinung, die man teilen kann oder auch nicht. Menschenrechte sind, um mit Omri Boehm zu sprechen, Ausdruck einer universellen Wahrheit.

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