Ein Tag nach dem Attentat auf Trump.
Alle sagen, man müsse verbal abrüsten. Alle sagen es. Weltweit. Es sickert durch alle Posts in den sozialen Medien. Biden sagt es. Scholz sagt es auch. Der König von Sowieso sagt es sowieso. Merz sagt es. Söder sagt es. Alle sagen unisono: Wenn wir nicht verbal abrüsten, dann…! Ja…! Was dann?
Trump will eine versöhnliche Rede halten.
Ja, was soll denn das für eine Rede sein? „Entschuldigung, ich hätte nicht die letzte Wahl in Frage stellen dürfen! Und die Unabhängigkeit der Justiz schon gar nicht! Stattdessen stelle ich mich mal selbst in Frage!“ Werden wir das hören?
Ich will nicht verbal abrüsten! Ich will mich weder mit Feinden der Demokratie in ein gemeinsames Boot setzen noch ihm als Kulisse dienen. Einem Boot, das aus den Trümmerteilen von Fake-News, Verschwörungstheorien, rassistischer Hetze und Beileidsbekundungen eilig zurechtgezimmert wird, um eine vermeintliche Einheit zu beschwören — es ist das Floß der Medusa, das Drama eines Schiffbruchs.
Der Widerstand gegen selbsternannte Märtyrer, die sich einen Dreck um Demokratie und Freiheit scheren, endet nicht mit einem Attentat oder später an der Wahlurne! Da beginnt es erst ernst zu werden. Wenn unter dem Deckmantel der nationalen Einheit mit den Mitteln der Demokratie die Demokratie selbst in Frage gestellt oder gar beseitigt wird. Und die Weltöffentlichkeit soll die Bühne dafür abgeben!
Widerstand bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen!
Für den Philosophen Hans Blumenberg war die Strommetapher in ihrer umgekehrten Bedeutung – als ein Schwimmen mit dem Strom – ein Bild für eine Gesellschaft, die sich im Strom ihrer Geschichte treiben lässt. Wer mit dem Strom schwimmt, wird eins mit dem Medium, in dem er sich bewegt. Er verliert dabei aus den Augen, wohin sich das „gemeinsame“ Floß bewegt.
Wer aber gegen den Strom schwimmt, »verschmäht den Genuss der Übereinstimmung mit dem Medium, in dem er sich bewegt, die getragene Leichtigkeit des Seins, das Vorankommen in der Richtung, die die Billigung aller Mittreibenden hat«.
Wer Menschenrechte für universell hält, kann sich nicht in einem Strom treiben lassen, in dem sie unter dem Deckmantel der Versöhnung zur Disposition gestellt werden. Egal, wie die Mehrheit an der Urne entscheidet, bleiben universelle Menschenrechte unveräußerlich. Weil Menschenrechte kein Gegenstand von Mehrheitsentscheidungen, Untergangsszenarien oder Angstdebatten sind.
Wer für Demokratie ist, rüstet nicht ab, sondern schwimmt gegen den Strom. Weil Widerstand keine Mehrheitsentscheidung ist.
Basta!