Trump versucht das Lachen von Kamala Harris zu dämonisieren. Das ist ihm gründlich mißlungen, weil man ihr Lachen nicht dämonisieren kann. Wer wissen will, warum, kann sich mit dem Zusammenhang zwischen Emotionen und nonverbalem Ausdrucksverhalten beschäftigen.
Der Psychologe Paul Ekman will herausgefunden haben, dass es unter 19 Arten zu Lächeln nur eine gibt, die echt ist. Lächeln vollzieht sich unwillkürlich und ist nicht ohne weiteres steuerbar. Dafür verantwortlich ist das Zusammenwirken von 42 Muskeln. Bei einem echten Lächeln wandern die Mundwinkel nach oben, der Augenringmuskel ist etwas zusammengezogen und die oberen Hälften der Wangen heben sich. Der Augenbrauenmuskel dagegen, der Schrecken und Entsetzen signalisiert, ist gelöst.
Um als Lächeln wahrgenommen zu werden, braucht es allerdings auch ein Gegenüber, das es entsprechend interpretiert. Die Frage ist also, ob bei einem Lächeln oder Lachen die sinnstiftende Wirkung vom „Sender“ oder „Empfänger“ ausgeht. Der Kommunikationswissenschaftler Siegfried Frey hat diese Frage am Beispiel des Lächelns der Mona Lisa untersucht, über das es seit Jahrhunderten unterschiedliche Vermutungen und Interpretationen gibt.
Frey hat festgestellt, dass die Kopfhaltung der Mona Lisa den Eindruck vermittelt, als lächele sie – wissenschaftlich ausgedrückt die „Lateralflexion“: Wir nehmen Mona Lisa infolge ihrer leichten Kopfneigung als uns zugeneigt wahr und interpretieren ihren Gesichtsausdruck deswegen als Lächeln. Wer das nicht glaubt, kann Mona Lisa einfach auf den Kopf stellen: Sie hört dann auf zu Lächeln.
In der zugewandten Haltung aber — und das macht das Lachen von Kamala Harris so ansteckend und zu einer sozialen Interaktion — liegt die sinnstiftende Wirkung. Sie liegt weder beim „Sender“ noch beim „Empfänger“, sondern irgendwo dazwischen.
Ein beziehungsstiftendes Lächeln oder Lachen passt allerdings nicht zu Donald Trump. Er mobilisiert andere Emotionen. Seine Rede kennt keinen Humor, sondern ist voller Verachtung, Hohn und Spott. Diejenigen, gegen die er sich richtet, stattet er mit Stereotypen aus, durch die sie als soziale Subjekte unsichtbar gemacht werden sollen. Er qualifiziert sie als „dumm“, „gefährlich“ oder „einfältig“ und als Bedrohung für die Allgemeinheit.
Kamala Harris setzt sich aber nicht auf den Stuhl, den Trump ihr zuweisen will. Sie lacht uns an und lässt die Hetze von Trump ins Leere gehen.
Mit ihr kehrt in die politische Auseinandersetzung ein Stück Menschlichkeit zurück.