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Peter Sinapius

Warum Friedrich Merz eigentlich nicht mehr als ein Geldschein ist.

Unternehmen sollen nach dem Wunsch von Friedrich Merz steuerlich entlastet und das Bürgergeld abgeschafft werden. Und warum? Arbeit soll sich wieder lohnen! Die Deutschen, dieses faule Pack, betrachten Arbeit nur als „eine unangenehme Unterbrechung ihrer Freizeit.“ Deswegen sagen „in jedem zweiten Betrieb die Mitarbeiter: ‚Ich gehe jetzt ins Bürgergeld.‘“ Sagt Merz.

Abgesehen von der rhetorischen Unschärfe geht es schlicht um den Gegensatz von Freizeit und Arbeit. Statt Briefmarken zu sammeln, sollen die Deutschen gefälligst wieder arbeiten!

Was steckt dahinter?

Jemand, der Briefmarken sammelt, erlebt das Sammeln von Briefmarken vermutlich ebenso als sinnvolle Tätigkeit, wie jemand, der Antiquitäten oder Figuren aus Überraschungseiern sammelt. Worin aber besteht der Sinn des Sammelns?

Das, was wir Sinn nennen, geht immer über das Faktische hinaus: Die Bedeutung eines Satzes ergibt einen logisch-semantischen Sinn, eine Tätigkeit kann einen Zweck erfüllen und darin ihren funktionalen Sinn finden und eine Handlung kann schließlich einen Sinn gewinnen, indem sie vollzogen wird. Sie findet dann ihren Sinn in sich selbst.

Wenn zwei Menschen miteinander tanzen, vollziehen sie eine Handlung, die kulturelle und soziale Praktiken zum Ausdruck bringt. In der Art und Weise, wie sie sich bewegen und dadurch ihre Beziehung definieren, kann sich Sinn erfüllen.

Sinn findet man darin, wie man Dinge tut und nicht darin, welchen Gewinn sie abwerfen. Das kann auch Arbeit sein. Wenn man allerdings die Erwartungen von Friedrich Merz erfüllt, macht Arbeit im Zweifelsfall lediglich reich — es sei denn, man ist arbeitslos, krank, alt oder benachteiligt. Sinn findet man auf jeden Fall nicht darin.

Sinn ist nicht etwas voraussetzungslos Gegebenes. Sinn erfüllt sich in Handlungen, durch die Menschen Situationen des Mangels ebenso miteinander teilen können wie Situationen der Entfaltung. Seine Voraussetzung ist ein zu Grunde liegendes Welt- und Menschenbild, das sich Menschen wählen können, um eine Orientierung für das eigene Leben zu finden.

Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, soll folgende Geschichte erzählt haben, die das metaphorisch zum Ausdruck bringt:

„Ein Wanderer kam des Weges und sah einen Mann, am Straßenrand sitzend, einen Stein behauen. Verwundert fragte er ihn, was er da mache? – ,Siehst Du es denn nicht, ich behaue Steine‘ – Verständnislos ging der Mann weiter. Da stieß er nach der nächsten Wegbiegung auf einen anderen Mann, der dasselbe tat. Er fragte ihn, was er da mache. – ‚Ich mache Ecksteine.‘ – Kopfschüttelnd ging er weiter. Als er nach einigen Schritten erneut auf einen Mann traf, der wie die anderen Steine behaute, trat er entschlossen auf ihn zu und sagte: ‚Machst du vielleicht Ecksteine?‘ – Da blickte der Mann auf, wischte sich den Schweiß von der Stirne und sagte: ‚Ich baue eine Kathedrale.‘“

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