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Peter Sinapius

Warum sind es eigentlich immer Männer, die mit ihren Autos in Menschenansammlungen rasen?

Ich finde es auffällig, dass es meistens Männer sind, die terroristische Attentate verüben. Oder Femizide begehen. Oder auch nur andere Menschen herabsetzen und das letzte Wort behalten wollen. Warum spricht niemand darüber? Aber alle sprechen über mordende Migranten.

Aber nicht Migranten oder Männer sind das Problem, sondern die Vorstellungen von Menschlichkeit und Männlichkeit, denen sie folgen. In der Soziologie gibt es einen Begriff, der beschreibt, woher diese Vorstellungen kommen: Der Begriff der „hegemonialen Männlichkeit“. Der Mann ist sozial dominant. Vor allem gegenüber Frauen.

Statistisch sind Eigenschaften, die Männern von Frauen zugeschrieben werden: Wehleidigkeit, Sturheit, Durchsetzungsvermögen, Egoismus, Eitelkeit, Großspurigkeit. Bei Frauen stehen an der Spitze der Eigenschaften Zärtlichkeit, Eitelkeit und Einfühlungsvermögen. Natürlich sind das Zuschreibungen. Männlichkeit ist aber nicht nur eine biologische Gegebenheit, sondern eine gesellschaftliche Konstruktion. Im Alltag äußert die sich vielleicht in dicken Autos oder in fetten Armbanduhren. Im Falle eines Anschlags äußert sie sich aber verletzend oder tödlich.

Die Rechten kultivieren dieses Männerbild. Sie sprechen von „traditionellen Geschlechterrollen“ oder gar davon, dass „wir unsere Männlichkeit wiederentdecken“ sollen, um „mannhaft“ zu werden. Sie stellen den grundgesetzlich verankerten Gleichheitsgrundsatz von Mann und Frau in Frage.

Und damit fängt alles an: Wir alle sind Menschen und alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es darüber hinaus: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“

Gleich sind wir aber nicht, indem wir wie in einer Militärkapelle im Gleichschritt marschieren. Das ist Uniformität. Nein! Rechtliche Gleichstellung verlangt Respekt und Anerkennung von Verschiedenheit. Das ist dann eher wie in einem vielstimmigen Chor, in dem es darauf ankommt, aufeinander zu achten, sich auf die anderen einzustimmen und sich mit seiner Stimme zu ihnen in eine Beziehung zu bringen.

So ist das auch im gesellschaftlichen Diskurs. Gleiche Rechte können sich nur verwirklichen, wenn jeder einzelne Mensch die Autonomie und Integrität von anderen achtet — unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer körperlichen Verfassung und ihrer sozialen, kulturellen oder ethnischen Herkunft.

Und an diesem Punkt beginnt — Demokratie.

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