Seit fast zwei Wochen poste ich jeden Tag einen Satz und ein Bild. Für Demokratie und Freiheit. Bis zu den Landtagswahlen am 1. September.
Ich mache dabei etwas, das wir intuitiv tun, wenn wir ein Bild sehen: Ich verbinde Bild und Bedeutung, Bild und Text.
Wenn ich ein Bild von Höcke sehe, sage ich je nach politischem Standpunkt: „Das ist ein rechtsextremer Hetzer!“ oder „Das ist der Messias!“ Wenn es mir gelingt, eine Seite von Höcke zur Erscheinung zu bringen, die genau diesen Widerspruch adressiert, werde ich vielleicht hellhörig: Es geht gar nicht um Höcke, sondern darum, wer ich selbst bin.
Dann aber verlagere ich die Verantwortung nicht auf Andere, die ich bekämpfe oder heilig spreche, sondern ich übernehme selbst die Verantwortung. Das passiert spätestens dann, wenn ich wähle.
Und wenn ich wähle, kann mir niemand meine Verantwortung abnehmen. Wenn die Demokratie vor die Hunde geht, bin ich entweder dabei gewesen oder ich habe es nicht zugelassen.
Alles beginnt damit, dass ich mir meiner Verantwortung bewusst werde. Nichts Anderes hatte Kant im Blick, als er den Kategorischen Imperativ formulierte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Das Bild, das wir von der Welt haben, in der wir leben und leben möchten, machen wir uns selbst. Sonst wären wir nur die Statisten in einem Bild, das Andere entworfen haben. Wir sind nicht „das Volk“ in dem Bild, das Höcke propagiert. Weil „das Volk“ nicht mit einer Stimme spricht.
Das wären nur anders, wenn wir an der Wahlurne nicht nur einen Stimmzettel, sondern auch unseren Verstand abgeben.