Als Kind hatte ich noch keine Ahnung von den Prüfungen, die ich zu bestehen haben würde. Aber ich wusste, wie das ist, die Welt zu entdecken — mit den eigenen Händen. So, wie Kinder das eben machen.
Dann kam ich in die Schule und musste lernen, still zu sitzen. Das war nichts für mich. Ich fiel durchs Raster, flog irgendwann von der Schule und bekam zum Abschied ein vernichtendes Zeugnis.
Als ich älter war, begann ich, Menschen zu malen, für die das Leben eine Prüfung war. Ich schaffte es an die Kunsthochschule. Ohne Schulabschluss. Ich konnte ja malen. Dass ich einmal Therapeut werden würde, wusste ich noch nicht.
Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Phillips Feynman hat einmal gesagt: „Man kann in diesem sich selbst erhaltenden System nicht wirklich gebildet werden – einem System, in dem Menschen nur lernen, um Prüfungen zu bestehen, und andere unterrichten, damit sie ebenfalls Prüfungen bestehen. Doch am Ende weiß keiner wirklich etwas. Wirkliches Lernen geschieht, wenn man Dinge selbst ausprobiert, Fragen stellt, nachdenkt und experimentiert.“
Ich habe nie daran geglaubt, dass Wissen etwas ist, das rumliegt wie Äpfel oder Steine. Etwas, das man sich einfach aneignen und in Besitz nehmen kann. Lernen ist ein produktiver Vorgang, durch den das Wissen zu einer Erkenntnis („ich weiß etwas“), einer Kompetenz („ich kann etwas“) oder einer Handlung („ich tue etwas“) führen kann.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass meine Geschichte nicht eine Aneinanderreihung von Prüfungen ist, die ich zu bestehen hatte. Sie ist allenfalls darunter vergraben: Die Geschichte eines kleinen Jungen, der Unsinn im Kopf hatte und in dessen Haut ich einmal gesteckt habe.
Darüber habe ich ein Buch geschrieben. Das ist jetzt im Druck.