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Peter Sinapius

“Alles für D.!” “Wird man wohl noch sagen dürfen!”

Alles für Bayern München! Oder alles Gute für Dortmund! Alles Gute zum Muttertag! Alles Gute für alles! Ich bin sooo gut drauf!

Und dann kommen schlecht gelaunte Rechtsverdreher und sagen : Nee. „Alles Gute für den Muttertag“ oder „Alles zum halben Preis!“ vielleicht. Aber nicht „Alles für D.!“

H*cke versteht das nicht. Er tritt vor Gericht auf und behauptet, er habe von der Herkunft des Slogans „Alles für D.!“ nichts gewusst. War Leitspruch der SA. Wusste ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich sag sowas aber auch nicht. Und dann sagt Hcke sinngemäß noch: Wird man doch noch sagen dürfen! Jetzt sind schon kleine Stimmungsaufheller verboten! Das ist ja wie in einer Diktatur! Erst muss ich gendern, jetzt darf ich noch nicht mal alles Gute wünschen.

Ein plastisches Beispiel, wie die Rechtsextremen versuchen Gewalt über den Diskurs zu gewinnen. „Bedeutungsumkehr“ ist ihre Strategie: Höcke sei nicht der Täter, sondern Opfer. Wir leben angeblich nicht in einer Demokratie, sondern in einer Diktatur. Aus „Gleichberechtigung“ wird „Diskriminierung“, aus „Links“ wird „Rechts“, aus „Pressefreiheit“ wird „Lügenpresse“, aus parlamentarischen Mehrheiten werden „rot-grüne Minderheiten“, aus der gewählten Regierung wird eine „politische Klasse“ usw. usf.

Die rechte Rhetorik ist hermetisch und exkludierend. Sie begreift sich als Stimme des Volkes, worunter sie den Ethnos, eine biologische Abstammungsgemeinschaft, versteht. So steht es jedenfalls im A*D-Programm: die „deutsche Leitkultur“ und ein „Wertekonsens“ seien „für unser Volk identitätsbildend“. Und zum deutschen Volk gehören nur die, in deren Adern deutsches Blut fließt. Deswegen soll nach dem Willen der A*D das Geburtsortprinzip wieder aus dem Gesetz gestrichen und zum Abstammungsprinzip zurückgekehrt werden.

Das kann man „völkisch“ nennen, denkt man es zusammen mit den Deportationsphantasien der Rechten, ist es rassistisch.

Es ist genau dieselbe Strategie, die auch die Nationalsozialisten mit dem Slogan „Alles für D.“ verfolgt haben: Sie gingen von einer Wertegemeinschaft aus, die dem Individuum übergeordnet war. Diese Wertegemeinschaft erfüllte sich in jener „Volksgemeinschaft“, die nicht aus einem freiwilligen Zusammenschluss von Einzelpersonen bestand, denen Freiheitsrechte hätten zugebilligt werden können, sondern umgekehrt: Ihre Mitglieder wurden dank ihrer Zugehörigkeit zur „arischen Rasse“ in die „Volksgemeinschaft“ „hineingeboren“ und trugen damit ihr gegenüber eine Verantwortung. Wer nicht zur „Volksgemeinschaft“ gehörte, wurde recht- und ehrlos. Der galt als „Volksschädling“ und musste „vernichtet“ werden, um keine Bedrohung für die „Volksgemeinschaft“ darzustellen.

Wenn H*cke sagt: „Alles für D.!“ ist das deswegen alles andere als ein Ausrutscher. Es ist Programm.

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