Wenn ein Dieb auf frischer Tat ertappt wird, was macht er dann? Er ruft: „Haltet den Dieb!“ und zeigt dabei auf Andere. Das hat Bernd H*cke gemacht und gesagt: „Ich habe wirklich das Gefühl, ein politisch Verfolgter zu sein.“ Man hat ihn mit seiner Verurteilung zu hundert Tagessätzen um 13.000 Euro gebracht. Dann hat er also nicht die Würde der Opfer des Nationalsozialismus verletzt, die er mit seinem Spruch verhöhnt hat, sondern er ist selber Opfer der Justiz geworden. Welcher Logik folgt er dabe?
H*cke spricht gerne in Grautönen und relativiert Geschichte. In einem Interview mit dem Wall Street Journal hat er gesagt: „Wissen Sie, das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt. Und dass es viele Grautöne gibt.“ Später wird er sich rechtfertigen, dass sei lediglich ein philosophischer Gedanke gewesen: „…rein philosophisch gesehen ist es ausgeschlossen – dass ein Mensch nur dunkel ist.“
So ist es auch bei ihm: Er ist nicht nur dunkel. Er bewegt sich in Grautönen. Er meint es nicht so, wie es ihm ausgelegt wird. Er ist insgeheim Philosoph und glaubt an Gott. Damit verschiebt sich die Wirklichkeit ins Metaphysische. Und weil er zu Höherem berufen ist, gehört er nicht auf die Anklagebank, sondern in die Ahnenreihe derer, die Geschichte schreiben. Deswegen vergleicht er sich mit Sokrates, „das vielleicht erste Justizopfer“, wie er sagt, und Jesus Christus, „ein völlig unschuldiger Mann, der Frieden und Liebe predigte“ und dafür ans Kreuz genagelt wurde.
Nun kann man das einfach für Selbstüberhöhung halten. Selbstüberhöhung ist kein Straftatbestand. Man kann sie wahlweise als anmaßend empfinden oder als arrogant, eingebildet, hochmütig, vermessen, überheblich oder schlicht: größenwahnsinnig.
Aber warum Sokrates und Jesus Christus? Er hätte sich ja auch mit dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. vergleichen können. Der verstand sich als von Gott eingesetzter Führer seines Volkes und nahm bei seinen Entscheidungen auf niemanden Rücksicht, auch nicht auf Kabinett und Parlament. H*cke vergleicht sich aber nicht mit ihm, sondern mit Philosophen oder Heiligen.
Und Sokrates, an dem sich H*cke ein Beispiel nimmt, weil er zu Unrecht verurteilt wurde, soll gesagt haben: „Ich weiß, dass ich nicht weiß“. Ach so! Deswegen hat H*cke nicht gewußt, dass er er eine N*zi-Parole von sich gegeben hat? Wer genau hinsieht, wird merken, dass in dieser kleinen Ambivalenz zwischen Wissen und Sagen die Wahrheit steckt. H*cke sagt nicht, was er weiß. Aber er weiß, was er sagt.
Jemand der nicht sagt, was er weiß, aber weiß, was er sagt, handelt entweder hinterhältig oder lügt. Das macht eigentlich keinen Unterschied. Wenn er andere um ihre Rechte bringen will, ist es etwas für Gerichte und es ist in jedem Fall ein Griff ins Klo.