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Peter Sinapius

Gendern verboten: “Mia san mia”

„Mia san mia“: Was für den FC Bayern gilt, kann für die Landesregierung nicht verkehrt sein. Thomas Müller findet für das Selbstverständnis, das damit einhergeht, ein interessantes Bild: „…bei dem Ursprungs-Bajuwaren die breite, behaarte Brust: die kann man sich da vielleicht vorstellen, die schweißgebadet am Ende die Trophäe hochhält.“

Ich stelle mir die Brustbehaarung von Markus Söder vor und verstehe sofort, was er meint, wenn er sagt: „Wir brauchen – da sind wir geläutert – keine weiteren Quoten in der Partei“. Mit „wir“ meint Söder natürlich die Männer. Die sind seit 65 Jahren immer Chef im bayrischen Regierungskabinett. Und das Kabinett? Ihn mitgezählt sind darin, ohne Staatssekretäre, 11 Männer und 4 Frauen.

Und sonst in Bayern? Die Bürgermeister- oder Landrats-Posten sind zu 90 Prozent von Männern besetzt. Bayernweit gibt es 71 Landratsposten, sieben davon haben Frauen inne. Davon haben 6 männliche Landräte den Vornamen Thomas.

Da braucht es keine Quote — und erst recht kein Gendern?

Was schrieb Söder noch einmal auf Instagram: „Sich für die Gleichstellung einzusetzen, ist ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag, an den der heutige Weltfrauentag erinnert“. Das kann ich, mit Gerhard Polt gesprochen, nur noch so verstehen: „Der Freistaat Bayern – das ist eine Demokratie. Kein Mensch hier bei uns wird gezwungen, eine Minderheit zu sein. Ein jedweder hat das Recht, sich zur Mehrheit zu bekennen.“

Und deswegen findet Söder, die Bundesregierung „überziehe“ mit Cannabislegalisierung, Selbstbestimmungsrecht und Gendern und fragt: „Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland?“ Und warum ist dann, frage ich mich, das Gendern dann doch so wichtig, dass es dafür eine Verordnung braucht? Richtig: mit „jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar Hundert Stimmen mehr zur AfD“, hatte Parteifreund Friedrich Merz beklagt.

Das hatte Söders Vize Hubert Aiwanger schon längst erkannt und auch gleich den dazugehörigen AfD-Sprech übernommen: „Ich hab die Nase voll, wenn man in der Früh aufsteht, die Zeitung aufschlägt oder das Radio einschaltet, und es kommt nur links-grüner Gender-Gaga auf uns zu.“

Momentmal. Woher hat er das? Ah! Der wissenschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag hatte gesagt: „Dieses Gender-Gaga zerstört unsere schöne deutsche Sprache und deren Ästhetik. Gleichzeitig bringt das Gendern keinerlei Nutzen. Es handelt sich einzig und allein um ein ideologisches Projekt einer linksgrünen Minderheit im Land, die versucht uns deren Weltanschauung aufzuzwingen.“

Und was ist das für eine Ästhetik? Europawahl-Spitzenkandidat Krah: “Feminismus heute ist Krebs. Er bedeutet, dass Männer in Mädchentoiletten dürfen. Er vernichtet die Weiblichkeit, zerstört junge Menschen und verhindert Kinder.”

Das hat Söder jetzt nicht gesagt.
Mir aber wird spontan übel.

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