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Peter Sinapius

Sex für Volk und Vaterland? Ich glaube es höckt!

Gehacktes oder Mett? Seit Donnerstag nenne ich das, was Höcke von sich gibt, „Gehöcktes“. Die sich dahinter verbergende Metapher finde ich verlockend: Da sich auf Gehöcktem Bakterien vermehren können, sollte man bei seinem Verzehr Vorsicht walten lassen. Am Besten ist es, komplett darauf zu verzichten.

Was ist nun der Unterschied zwischen „Gehöcktem“ und Fakten? Wenn ich Gehöcktes als Synonym für das englische „shit“ auffasse, ist die Wahlkampfstrategie des Beraters von Trump, Steve Bannon, erhellend: “Flood the zone with shit”, nennt er sie. Fakten waren gestern. „Shit“, „Fake News“ oder eben „Gehöcktes“ gehören heute zu den Kommunikationsstrategien der Neuen Rechten.

Was hat Höcke in dem „Duell“ mit Voigt also gemacht: „Er ist ausgewichen, er hat behauptet, er werde falsch interpretiert, er hat auf Selbstverharmlosung gesetzt“. Dabei ging es nicht um eine Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, sondern — mit den Worten von Steve Bannon: “The real opposition is the media.“

Und die Medien sind mit dem Duell Höcke-Voigt den Rechten prompt auf den Leim gegangen: Faktencheck hieß das Versprechen. Als ginge es um Fakten! Es ging Höcke um die Etablierung einer völkischen Ideologie.

Und die ist gar nicht neu. Ein Beispiel:

Wenn die Deutschen wieder mehr Kinder zeugen, so Höcke, dann gibt es auch wieder mehr deutsche Fachkräfte. Die Betonung lag dabei auf „deutsch“. Dafür sollen Anreize geschaffen werden. Etwas unverblümt ausgedrückt: Sex für Volk und Vaterland. Die A*D nennt das „Familienoffensive“.

Woher hat sie das? Genau: Die Nationalsozialisten nannten das „Reproduktion des deutschen Volkskörpers“. Dafür gab es als Anreiz ein üppiges „Ehestandsdarlehen“, das es den Frauen gestattete, ihre Erwerbstätigkeit aufzugeben. Pro Geburt eines Kindes wurde ein Teil des Darlehens erlassen, bei vier Kindern war es sozusagen „abgekindert”. Ab 1938 bekamen gebärende Frauen dafür als Auszeichnung das Mutterkreuz. Verliehen wurde es am Muttertag, den die Nazis 1934 offiziell zum Feiertag erklärten. Und schließlich wurde 1938 das Eherecht so reformiert, dass Kinderlosigkeit in einer Ehe gegen die Frauen als Scheidungsgrund geltend gemacht werden konnte.

Ich lerne daraus: Wer Rechtsextremisten inhaltlich stellen will, dem gelingt das nicht, wenn er sich an vermeintlichen Sachthemen wie “Fachkräftemangel” abarbeitet. Die haben sie gar nicht im Sinn. Deswegen hat Mario Voigt recht gehabt, als er das Denken von Höcke als völkisch qualifizierte. Wenn er allerdings versucht bei dem Thema der sog. „illegalen Migration“ die A*D rechts zu überholen, geht er ihr auf den Leim.
Jedenfalls dann, wenn ihm an Bedingungen gelegen ist, unter denen man das grundgesetzlich verankerte Asylrecht verwirklichen kann. Den Rechtsextremisten jedenfalls ist dieses Asylrecht egal.

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