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Peter Sinapius

Triumph des Todes

Ich war heute im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück.

Der Maler Felix Nussbaum verließ 1933 Deutschland um der Judenverfolgung zu entgehen. Ab 1940 versteckte er sich in Brüssel. Nach einer Denunziation wurde er 1944 mit 562 anderen Jüdinnen und Juden mit einem der letzten Transporte in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde er ermordet.

Sein Werk ist in dem von dem amerikanischen Architekten Daniel Libeskind entworfenen Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück beherbergt — einem Museum, das wie das Jüdische Museum in Berlin keine rechten Winkel kennt. Libeskind hatte es als ein „Museum ohne Ausgang“ konzipiert. Das ist nicht nur eine Metapher auf die Nazi-Diktatur. Es ist auch eine Erfahrung, die man machen kann, wenn man es besucht.

Als ich es besuche, verlaufe ich mich darin, lande in leeren Räumen und verliere die Orientierung. Und dann stehe ich vor den Bildern von Felix Nussbaum und sehe mich mit dem Terror einer rassistischen Diktatur konfrontiert.

Felix Nussbaum hat in seinen Bilder seinen Widerstand formuliert. „Ich wehre mich und werde nicht müde“, sagte er. Sein letztes Bild malte Nussbaum im Versteck in Brüssel kurz vor seiner Verhaftung und Deportation nach Auschwitz im Jahr 1944. Das Bild zeigt das gesamte kulturelle Erbe der europäischen Zivilisation: Wissenschaft, Fortschritt und Kunst. Es liegt in Trümmern. Es trägt den Titel „Triumph des Todes“. Gerippe spielen zum Tanz auf. Musizierende Skelette tanzen auf einem Schutthaufen, der aus den Überresten von Kunst, Wissenschaft und Gegenständen aus Nussbaums Alltag besteht.

Das Bild ist nicht nur das Zeugnis eines Juden, der den Tod vor Augen hatte. Es ist nicht nur Zeugnis der Vergangenheit. Es vergegenwärtigt den Terror, der vergangen scheint.

Ich werde am Sonntag wählen gehen. Das ist ein kleiner Anfang. Ich stimme gegen diese Vergangenheit.

Unsere Zukunft ist nicht der Triumph des Todes.

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